An unserem diesjährigen Fachtag wollen wir wieder ein Thema vertiefend in den Blick nehmen. Der Umgang mit sexualisierter Gewalt ist an sich schon ein herausforderndes Thema für Fachleute. Häufig wird es tabuisiert und es findet in einem System der Geheimhaltung statt. Eine Konfrontation mit sexualisierter Gewalt kann bei Fachleuten starke Emotionen hervorrufen, die einer klaren und strukturierten Bearbeitung im Wege stehen können. Dass auch Jungen von sexualisierter Gewalt betroffen sein können, wird nach wie vor häufig übersehen und es ist uns deshalb wichtig, diesem Thema einen Platz zu geben, um auch hier zu sensibilisieren und Handlungsmöglichkeiten zu erkunden.
Als Referenten konnten wir Clemens Fobian gewinnen. Er ist traumazentrierter Fachberater (DeGPT), Traumapädagoge (BAG-TP) und Systemischer Therapeut (PPSB). Er arbeitet als Dozent an verschiedenen Hochschulen und ist Berater bei basispraevent (www.basis-praevent.de) in der Beratungsstelle für Jungs, die von sexualisierter Gewalt betroffen sind.
„Viele Jungen*, die zu uns in die Beratung kommen, wissen oft gar nicht genau, wie sie das nennen sollen, was sie erlebt haben.“
Gesundheit – ein Begriff, den wir aus systemischer Sicht nicht als Momentaufnahme, sondern als lebenslangen Prozess mit Höhen und Tiefen verstehen und der einer ständigen Pflege, Bearbeitung und Entwicklung bedarf. Wir sehen Gesundheit im Kontext von Gesellschaft, ihren Zuständen und Veränderungen. Diese korrespondieren miteinander und zeigen dialektische Wirksamkeiten, die sich sowohl hilfreich als auch blockierend bis schädigend zeigen können.
Wie kommt es, dass die Zahl derer Menschen, die beispielsweise unter Burn Out Symptomen oder anderen psychischen und psychosomatischen Gesundheitsbelastungen leiden, stetig steigt? In welchem Verhältnis steht der individuelle Gesundheitszustand zum Gesundheitszustand der Gesellschaft? Welche Rückschlüsse könnten wir von globalen Entwicklungen, die man durchaus als „ver-rückte“ Zustände beschreiben kann, auf die Verhaltensweisen von Einzelnen im Versuch, mit dieser Welt umzugehen, sich in ihr zu positionieren, um zu überleben, ziehen?
Diesen und anderen Fragen wollen wir uns auf dem nächsten Fachtag des PPSB-Hamburg zum Thema Gesundheitscoaching widmen. Wir wollen unsere Beobachtungen vor dem systemischen Hintergrund beleuchten, Impulse und Perspektiven anbieten und systemische Lösungskonstruktionen vorstellen. Ergänzt werden die theoretischen Impulse von Methoden, in denen sich die Teilnehmer_innen mit verschiedenen Aspekten von Gesundheit auseinandersetzen, selbst erfahren und für das eigene praktische Handeln bereichern können.
Im Rahmen des Fachtages werden wir unterschiedliche Schwerpunkte setzen, die auch der neu entwickelten Fortbildung des PPSB-Hamburg „systemisches Gesundheitscoaching und Therapie (SG)“ zu Grunde liegen. Ziel soll es sein, die Bedeutung und den Zusammenhang der drei unterschiedlichen Aspekte im Bereich des Gesundheitscoachings zu veranschaulichen und gleichzeitig die PPSB-Haltung in Theorie und Praxis kennenzulernen:
Als im Jahr 1998 im Rahmen der Reform des Kindsschaftsrechts auch eine neue Hilfeform, der Begleitete Umgang, geschaffen wurde, betraten fast alle Beteiligten Neuland. Dadurch entstanden Freiräume und fruchtbare Zusammenarbeitsformen. Im Verlauf der beiden folgenden Jahrzehnte wurde in Hamburg zwar weiter an einer Zusammenarbeit, insbesondere mit den Familiengerichten gearbeitet, innerhalb der verfassten Jugendhilfe wurde das Angebot jedoch durch Pauschalisierung und jahrelang unklare Richtlinien in seinen Entwicklungsmöglichkeiten stark eingeschränkt.
Der systemische Familientherapeut Reimer Dohrn, den wir für diesen Fachtag gewinnen konnten, führte 20 Jahre lang eine Praxis, die u.a. Begleiteten Umgang in an den Bedürfnissen der Kinder und Eltern orientierten Formen anbot. Neben vielen positiven Erfahrungen mit den getrennten Familien und den Hilfesystemen wurden zunehmend auch dysfunktionale Haltungen und Handlungen insbesondere in den Jugendämtern sichtbar, welche die Arbeit mit den Familien erschwerten. Anhand konkreter Fallbeispiele, vorgetragen aus einem im Jahr 2020 erscheinenden Buch des Referenten, sollen Erklärungs- und vielleicht auch Lösungsansätze vorgeschlagen und gemeinsam diskutiert werden. Die als Beispiel vorgestellte spezielle Hilfeform und der Umgang mit ihr soll so eine gemeinsame Konstruktion der Veränderungsprozesse in der Jugendhilfe anregen.
Als ein Ziel dieses Fachtages haben wir uns, ausgehend von den Diskussionen und von dem kooperativen Konstruktionsprozess, gesetzt, ein Statement in Form einer Positionsbestimmung zum Thema „systemische Perspektiven für die sich weiterentwickelnde Jugendhilfe“ zu formulieren, das wir dann veröffentlichen werden.
Im Fokus: Corona und die Auswirkungen auf Kinder und Jugendliche
Die Auswirkungen der Maßnahmen zur Abwendung der Coronakrise auf Kinder und Jugendliche sind mittlerweile glücklicherweise auch endlich ein Thema in der Gesellschaft geworden. Das UKE hat dazu eine erste Studie, die COPSY-Studie, vorgestellt. Auch an anderen Stellen mehren sich die Aussagen zu den gravierenden Folgen von Schul- und Kitaschließung, fehlenden Ansprechpartner_innen, fehlenden stabilisierenden Angeboten und zusätzlich be- oder sogar überlasteten Erziehungsverantwortlichen auf Kinder und Jugendliche. Gerade für Kinder und Jugendliche, deren Wohl gefährdet ist, entstanden zusätzliche Gefährdungslagen.
Wir vermuten, dass uns Corona in diesem Winter noch beschäftigen wird. Wir fragen und: Was bedeutet das für die Jugendhilfeangebote, was bedeutet das für Kitas und Schulen? Wie kann eine verantwortliche Arbeit in Kinderschutzfällen gewährleistet werden?
Wir werden am Fachtag – Kindeswohlgefährdung in diesem Jahr die Frage stellen: Was können Fachleute aus der ersten Corona-Krise lernen?
Wir freuen uns auf einen angeregten Austausch.
Das wir entsprechend der aktuellen Regelungen nur mit einer begrenzten Anzahl von Teilnehmer_innen in unserern Räumen zusammenkommen dürfen gibt es eine max. Teilnehmer_innenanzahl von 12. Auch muss der übliche Imbiss ausfallen, da es uns noch immer nicht möglich erscheint ein Buffett anzubieten. Statt vier Stunden treffen wir uns zwei Stunden.
…im Spannungsfeld von sexuellen und reproduktiven Rechten von Kindern und Jugendlichen sowie deren Recht auf Schutz
Referentin: Christina Witz – Referentin der Stabsstelle Prävention der Nordkirche
Die Bedeutung und Nutzung digitaler Medien hat sich in den letzten Jahren erheblich entwickelt und verändert. Das Erleben und die Nutzung digitaler Medien sind individuell sehr unterschiedlich und differieren in den Generation stark.
Für Fachleute ist es wichtig sich mit dieser Entwicklung und mit der Lebenswelt von Kindern und Jugendlichen immer wieder auseinander zu setzen, um eigene Positionen zu entwickeln und zu überdenken. Wenn Kinder/Jugendliche Sexting betreiben oder Körper-Bilder veröffentlichen wirft das Fragen in Bezug auf Selbstbestimmung, Sexualmoral, Schutz und Strafbarkeit auf. Auf die unterschiedlichen Facetten des Themas wollen wir beim Fachaustausch einen Blick werfen und Anregungen geben.
Wir freuen uns sehr, dass wir Christina Witz als ausgewiesene Expertin zu diesem Thema für den Fachaustausch gewinnen konnten.
Christina Witz hat langjährige Erfahrung in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen. Seit 2007 spezialisiert im Bereich Sexuelle Bildung sowie Gewaltprävention, engagiert sie sich in den vergangenen Jahren vornehmlich in der Aus- und Weiterbildung von Fachkräften im Spannungsfeld Sexualität, Macht und Gewalt.
Christina Witz ist Diplom-Psychologin, Sexualpädagogin (gsp) und Bildungsreferentin. Neben ihrer Tätigkeit als als Referentin in der Stabsstelle Prävention der Nordkirche ist sie selbstständig tätig,
Einen EInblick in ihrer bisherigen Tätigkeit und ihre Veröffentlichungen gibt die Homepage https://christinawitz.de/
Das Lotsenkonzept
Das Lotsenkonzept ist ein Baustein aus dem Gesamtkonzept. Dieser Baustein trägt wesentlich dazu bei, Kinderschutz in Organisationen zu entwickeln und nachhaltig zu etablieren.
Auf dem Fachtag möchten wir gerne unsere Idee zur Diskussion stellen und einen Austausch über die Erfahrungen der Teilnehmenden anregen.
Ziel des Fachaustausches ist es Aktuelles auf den Prüfstand zu stellen, neue Impulse zu geben und Bewährtes zu stärken. Dabei ist sowohl unser Modell, wie auch die Erfahrungen der Teilnehmenden ein Anlass zur Reflektion.